Die neue Kunstsektion ist der Versuch, die österreichische
Kulturpolitik und ihre ideologische Tradition auf der Ebene der
Verwaltung freizulegen. Seit Februar 2000 wird angesichts der Sanktionen
der 14 EU-Staaten gegen Österreich in der Regierungspolitik
eine Sprache gewählt, die den Eindruck europäischer Normalität
erwecken soll. Die Verklausulierung der politischen Sprache erschwert
es, die wahre Absicht der Botschaft zu entziffern. Die Interpretation
einer rückwärtsgewandten Österreich-Identität,
die in einer klerikal-autoritären Diktatur ihrer historischen
Vorläufer der ÖVP wurzelt, bildet bis heute den ideologischen
Hintergrund dieser Regierungspartei. Hier findet sich auch im Kulturverständnis
ein Anknüpfungspunkt zur historischen Tradition der FPÖ,
die insbesondere durch ihre aggressive Kunstfeindlichkeit in Erscheinung
tritt und allgemein als Nachfolgeorganisation der ehemaligen NSDAP
gilt.
Die wahre Kunstsektion versteht ihr neues Service daher in erster
Linie darin, die Inhalte der österreichischen Kulturpolitik
in Klartext zu übersetzen. Mit großer Sorgfalt wurden
Pseudo-Modernismen der offiziellen österreichischen Kunstverwaltung
in ihren eigentlichen Kontext übertragen und die Orthographie
und Sprache stilgetreu im Geiste des historischen Austrofaschismus
restauriert. Dieses geschichtliche Spracherleben ist in viel höherem
Maße geeignet, das tatsächliche Wertmuster eines anti-modernistischen
Provinzialismus offen zu legen. Die eigentümlichen Sprachbilder
des Konservatismus der Zwischenkriegszeit in Österreich erinnern
an die ungebrochene Wirksamkeit der Gegenreformation, die sich in
alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens immer stärker ausbreitet.
Das Interesse der Öffentlichkeit und der Repräsentanten
aus Kultur und Politik lässt sich anhand einer großen
Resonanz und einer regen Debatte belegen. Schon sehr bald haben
die Verlautbarungen der neuen Kunstsektion eine lebhafte Korrespondenz
und eine breite Diskussion in Mailinglisten ausgelöst. Zu den
zahlreichen Zuschriften an die neue Kunstsektion zählen führende
Parlamentarier und prominente Vertreter des österreichischen
Kultur- und Geisteslebens. Die Reaktionen
reichen von Stellungnahmen, die sich über die dreist faschistoide
Diktion empören, über die dankbare Aufnahme dieser neuen
Kultur-Serviceleistung bis hin zu einer erfreuten e-Mail der ÖVP-Kultursprecherin,
die um nochmalige Zusendung zurückliegender Aussendungen gebeten
hat.
Die neue Kunstsektion hat für ihre Zwecke auch ein neues Logo
geschaffen, das vor allem Künstlern und Kulturinstitutionen
zur Veröffentlichung angeboten wurde. Viele haben von diesem
Angebot Gebrauch gemacht. So freuen wir uns, dass namhafte Veranstalter
in ganz Österreich das Logo der neuen Kunstsektion in ihren
Publikationen verwendet
haben. Dazu zählen nicht nur alle Museen in Krems, die Salzburger
Kunstzeitschrift kunstfehler, das renommierte Kulturzentrum kosmos.frauenraum
in Wien, dietheater Wien, das Kulturzentrum GUGG in Braunau, sondern
viele andere mehr. Darüber hinaus war es zahlreichen Künstlern
ein Anliegen, das Logo der neuen Kunstsektion in ganz Österreich
an öffentlichen Orten anzubringen.
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